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Triangel-Test oder In-/Out-Test?

Triangel-Test oder In-/Out-Test?

Den Triangel-Test in der Praxis hast du vielleicht schon einmal live gesehen, denn er findet Anwendung bei den Cupping-Meisterschaften: Teilnehmer erhalten 3 Kaffees vorgesetzt und müssen den Kaffee nach vorne schieben, der sich von den anderen beiden unterscheidet.

Doch ist ein Triangel-Test auch noch für andere Situationen geeignet?

Und wo liegen die Unterschiede zum In-/Out-Test? 

Dieser Artikel hilft dir,

  • beide Tests in sensorische Prüfschemata einzusortieren,
  • jeden einzelnen Test und seine Funktion zu verstehen,
  • sowie Vor- und Nachteile kennen zu lernen.

Zum Schluss erhältst du noch 8 wertvolle Tipps, wenn du direkt loslegen willst. 

Gesucht: Allgemeine Unterschiede

Beide Tests, der Triangel-Test und der In/Out-Test, sind Methoden sogenannter Unterschieds- oder auch Diskriminierungsprüfungen. Was heißt das? Stellen wir uns vor, wir wollen ein ähnliches Produkt wie das eines erfolgreichen Mitbewerbers rösten. Dazu nehmen wir unseren Kaffee, von dem wir glauben, dass er nahe am Produkt des Mitbewerbers liegt. Wir prüfen, ob es ganz allgemein Unterschiede zwischen unserem Kaffee und dem Kaffee eines Mitbewerbers gibt.

Uninteressant: Das Detail

Es geht bei beiden Tests um die ganzheitliche Betrachtung des Produktes, in diesem Fall hier: unseren Kaffee.

Das Gegenstück dazu sind Tests, die nur und ausschließlich auf ein bestimmtes Merkmal hin Produktproben vergleichen. Zum Beispiel, welcher Kaffee bringt mehr Süße oder Säure mit.

Diese Tests heißen mit sensorischem Fachbegriff „Methoden zur Ermittlung merkmalsbezogener Produktunterschiede“. 

Zurück zu unseren Tests und der ganzheitlichen Betrachtung. Denn neben den Triangel- und In/Out-Tests gibt es noch eine Reihe anderer Tests dieser Methode. Darauf wollen wir hier allerdings nicht eingehen, erwähnt werden sollte es dennoch, meine ich.

6 Situationen für einen Triangel-Test 

Eine Situation, in der wir den Triangel- oder den In/Out-Test anwenden können, haben wir eben schon gesehen: Wir wollen ein ähnliches Kaffee-Produkt wie das unseres Mitbewerbers rösten. Doch es gibt weitere Situationen:

Wir wollen die Kosten für ein Kaffeeprodukt senken, indem wir den Anteil eines Kaffees in einem Blend reduzieren oder durch einen anderen ersetzen wollen. Unser Produkt soll dabei keine merklichen Einbußen im Geschmack verzeichnen.

Oder wir haben einen Filterkaffee, der nicht beim Konsumenten ankommt. Können wir durch die Veränderung der Rezeptur dem Kaffee eine neue Richtung geben und ihn für andere Zielgruppen oder Zubereitungsarten attraktiv machen?

Wir wollen ein ähnliches Kaffee-Produkt wie das unseres Mitbewerbers rösten (oben erläutert)

Wir planen unseren Kaffee einem Verbraucherpanel zur Verkostung zu geben, um Vorlieben und die Akzeptanz zu ermitteln. Ein Vortest zeigt uns, ob unsere Produkte überhaupt unterschieden werden können.

Wir wollen eine neue Verpackung einführen. Wie verhalten sich die Eigenschaften der neuen Verpackung verglichen mit denen unserer aktuellen, wenn wir an Frische , Aroma und Geschmack denken?

Unsere Kaffees sollen anders gelagert werden: Wirkt sich der neue Lagerort auf die sensorischen Eigenschaften unseres Kaffees aus, oder schmecken die Kaffees unberührt gleich?

Was geschieht nun bei einem Triangel-Test? 

Wir prüfen drei Kaffees, von denen zwei gleich sind, die andere weicht ab. Unsere Aufgabe ist, den abweichenden Kaffee zu finden. Weil wir alle drei Kaffees gegeneinander verkosten, heißt dieser Test auch Dreiecks-Test. Zu den Vor- und Nachteilen dieses Tests kommen wir gleich.

Und was geschieht bei einem In-/Out-Test? 

Denn vorher schauen wir uns noch den In/Out-Test an. Auch hier prüfen wir drei Kaffees, von denen jedoch einer als Referenzkaffee gekennzeichnet ist. Von den anderen beiden Kaffees ist einer mit unserem Referenzkaffee identisch. Unsere Aufgabe ist nun herauszufinden, welcher es ist.  Dabei beginnen wir mit der Referenzprobe. Beim In/Out-Test können wir noch variieren, ob wir immer den gleichen Kaffee als Referenz nehmen, oder ob wir beide Kaffees abwechselnd als Referenzkaffee einsetzen wollen.

Beide Tests unterscheiden sich in diesen beiden Merkmalen:

Erstens in der Anzahl der Vergleiche: Beim Triangel-Test stellen wir drei Vergleiche zwischen den Kaffees an. Beim In/Out-Test vergleichen wir nur zwei Kaffees.

Zweitens in der Rate-Wahrscheinlichkeit: Beim Triangel-Test steht die Chance 1 zu 3, dass wir durch Raten den Kaffee finden, der abweicht. Beim In/Out-Test steht die Chance 1 zu 2. 

Das Schöne beim Triangel-Test:

Er ist sehr einfach durchzuführen. Diese Art Test ist die in Deutschland am weitesten verbreitete sensorische Prüfmethode. Allerdings erhalten wir auch nur begrenzte Aussagen beziehungsweise Informationen über die Kaffees:

(a) Die Unterschiede zwischen den Kaffees sind bedeutsam,

(b) sie sind nicht bedeutsam und

(c) die Kaffees sind ähnlich oder eben nicht.

Ebenfalls angenehm ist die niedrige „ich rate mal“-Wahrscheinlichkeit mit 1 zu 3. 

Das Schöne beim In/Out-Test:

Ich kann einen Referenzkaffee festlegen und damit eine genaue Abfolge des Verkosten vorgeben.

Außerdem habe ich eventuell geringeren Aufwand, da ich nur zweimal verkosten muss, und ich mit meiner Testreihe schneller fertig bin, also insgesamt weniger Zeit benötige.

Leider muss ich beachten, dass eine hohe „ich rate mal“-Wahrscheinlichkeit besteht, gerade, wenn die Unterschiede in den Kaffees nicht sehr groß sind.

8 Tipps für erfolgreiche Tests –
Egal ob Triangel- oder In-/Out-Test 

Jetzt weißt du, worum es geht, wenn du Triangel-Test und In/Out-Test hörst. Wenn du selbst loslegen willst, erhältst du jetzt noch einige wertvolle Hinweise:

  • Willst du statistisch sichere Ergebnisse, befasse dich vor deinen Tests mit der notwendigen Anzahl der Prüfungen beziehungsweise der Prüfer. Bei Dreiecksprüfungen kann schnell eine Anzahl von 12 bis 18 Prüfern erreicht werden, abhängig von den Unterschieden im Kaffee. Genaueres regeln die DIN/ISO 4120 und die DIN 10 971 für den In-/Out-Test (Duo-Trio-Test).
  • Alle Kaffees müssen dieselbe Temperatur haben.
  • Die Menge der Kaffees muss in allen Proben gleich sein.
  • Idealerweise verwendest du Schälchen, deren Innenseite dunkel ist, damit von der Farbe des Kaffeemehls kein Rückschluss gezogen werden kann. 
  • Gib jeder Kaffee-Probe einen mindestens dreistelligen Code, also eine willkürliche Abfolge von Zahlen. Das Gehirn tut sich nämlich sehr schwer mit willkürlichen und nicht systematischen Zahlenfolgen beginnend ab drei Zahlen. Dies verhindert, dass du und deine Prüfer Kaffees erkennt oder zuordnet.
  • Überlege dir vor dem Test genau, wie die Proben angeordnet werden sollen. 
  • Wenn du für dich üben willst, um deine sensorischen Fähigkeiten zu verbessern, frage einen Kollegen oder eine Kollegin, ob sie/er dir helfen will.
  • Bereite dir einen Ergebnis-Bogen vor, auf dem du deine Ergebnisse der Verkostung notierst beziehungsweise ankreuzt.