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Specialty Coffee Award Herbst 2024 – Ergebnisse & Erkenntnisse

Specialty Coffee Award Herbst 2024 – Ergebnisse & Erkenntnisse

Am 23. & 24. Oktober haben wir zum dritten Mal den Specialty Coffee Award durchgeführt. Tauche mit uns ein in die Ergebnisse, erfahre welche Kaffees sich unter den Top 3 befinden und welche 4 Beobachtungen wir gemacht haben. 

Der Workload nimmt zu

53 Kaffees habt ihr uns geschickt, darunter 29 Filterkaffees und 24 Espressi. Unter den Filterkaffees befinden sich auch ein 100% Canephora, sowie ein Decaf, bei den Espressi waren es ebenfalls ein 100% Canephora und ein Decaf. Café Creme haben wir als Espresso verkostet und führen die Anzahl nicht extra auf.

Diese Menge an Kaffees haben wir mit jeweils 6 Kaffee-Profis an 2 Tagen verkostet – ein wichtiges Learning vom ersten Specialty Coffee Award im Oktober 2023. Das war auch wirklich nötig, denn bei diesem Durchgang hatte sich die Anzahl der insgesamt eingereichten Kaffees stark gesteigert: Von 38 Kaffees im Herbst 2023 sind wir hoch auf 53 Kaffees in diesem Durchgang: Ein Plus von knapp 40 Prozent!

Specialty Coffee Award

Jeder Kaffee wird in 4 Tassen von jedem Panelmitglied verkostet. Und zwar im warmen und im kühlen Zustand. Die Aromen und Flavours halten wir getrennt fest und packen sie in die individuelle Analse jedes Kaffees. 

Diese Ergebnisse haben uns gefreut 

Gefreut haben wir uns über diese Top 3 Filterkaffees und Top 3 Espressi.

Top 3 Filterkaffees
88.5 Punkte für „Nachteulen Kaffee“ mit „Kolumbien Fresa“
88 Punkte für „Glücksbohne Rösterei“ mit „Kolumbien Monteblanco“
87.13 Punkte ebenfalls für „Glücksbohne Rösterei“ mit „Indonesien Sumatra Pegasing“.

Top 3 Espressi
86.98 für Cup Verde mit „Crema Grande“ zubereitet als Espresso
86.62 für Röstfreunde mit „El Salvador Costa Rica – West Coast Roast“
86.27 für Glücksbohne Rösterei mit „Espresso No 7 Kolumbien San Augustin“

Insgesamt haben in der Kategorie Filterkaffee 4 Kaffees die Auszeichnung „excellent“ erhalten. Das bedeutet, diese Kaffees haben 86 oder mehr Punkte von der Jury erhalten (Median aller Teilnehmer). Bei den Espressi erhielten 5 Kaffees die begehrte Auszeichnung.

Der Großteil der Kaffees, nämlich 16 Filterkaffees und 16 Espressi, erhielt die Auszeichnung „sehr gut“ mit mehr als 80 Punkten.

Wenn du zu denen gehörst, die im Kopf mitrechnen, dann stellst du jetzt fest, dass Kaffees fehlen. Da hast du richtig gerechnet, denn diese Kaffees konnten von der Jury keine 80 Punkte im Durchschnitt erreichen: Bei den Filterkaffees waren dies 9 Kaffees und bei den Espressi waren dies 3. Gemessen an der Gesamtanzahl der Kaffees ergibt sich eine „unter 80“ Quote beim Filterkaffee von 31 Prozent und bei den Espressi eine „unter 80“ Quote von 12,5 Prozent.

Specialty Coffee Jury

Die Nase geht zum Kaffee nicht umgekehrt. Alle Tassen bleiben unberührt auf dem Tisch stehen bis der Durchgang beendet ist. Für die Aromen und Flavours haben die Panelmitglieder eine Liste zur Hand mit den häufigsten und wissenschaftlich erhobenen Aromen im Kaffee. 

Der Dank gebührt euch

 Wie auch im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 gilt: Alle Kaffees werden anonym verkostet. Unsere Jury hat keine Ahnung welchen Kaffee von welcher Rösterei sie auf dem Löffel hat. Das erfahren sie auch hinterher nicht.

Was wir auch wieder gemacht haben: Eine Kalibrierungs-Session. Sinn ist, dass jeder eine klare Idee bekommt, welche Art der Säure 7 Punkte erhält, und welche 8,5 Punkte. Dann geht es noch um Alt-Noten, Röstnoten, Fehlnoten und dem wunderbaren Gegenstück, nämlich komplexen Säuren, die extrem gut in die Süße eingebunden sind.

Wir haben uns sehr gefreut über alle Kaffees, die ihr eingereicht habt. Ob ultra Last-Minute oder extremer Frühbucher: Danke! Wir hoffen, die Rückmeldung des Panels bringt euch weiter und/oder bestätigt euch in eurem Tun!

Ebenfalls ein großes Dankeschön geht raus an unsere Jury, die ein wunderbares Panel gebildet hat! Denn wir wissen, dass nicht jeder diese tollen Fähigkeiten mitbringt, Kaffee vorurteilsfrei und professionell zu bewerten. Danke, dass ihr mit dabei wart!

Falls du Lust hast, mitzumachen: Im Frühjahr verkosten wir wieder im Specialty Coffee Award Spring 2025! Merkt euch den 15. & 16. April 2025 vor (mit dem Röstdatum höchstens am 01. April).

 

 

Specialty Coffee Award

Danke für alle eure Kaffees! Das Panel hatte große Freude beim Schlürfen und Verkosten. 

 

4 Beobachtungen aus diesem Durchgang

Alle Auswertungen sind fertig und verschickt, alle Awards und Sticker sind zur Post gebracht. Nach einem Durchatmen fallen uns noch 4 Beobachtungen auf, die wir mit dir teilen möchten.

#1: Eine gute Röstung gehört zu Specialty Coffee dazu
Was bedeutet das? Es bedeutet, den Charakter eines Kaffees hervorzuheben und einen Kaffee im Röstprofil auszuarbeiten. Es ist praktisch das Gegenteil von verbranntem Kaffee und unangenehmen Röstnoten. Bei Specialty Coffee bringt jedes Anbauland und jede Region charakteristische Noten mit. Diese gilt es in der Röstung hervorzuheben. Kaffee verbrennen oder ver-rösten kann jeder. Doch zu Specialty Coffee gehört die gekonnte Röstung dazu. Sonst kann es noch ein guter Kaffee sein, aber kein Specialty Coffee.

Im Kern berührt es sicher auch die Frage, für wen wir rösten: Arbeiten wir einen erstklassigen Specialty Coffee aus, sodass seine sensorischen Eigenschaften als Filterkaffee oder als Espresso harmonisch in der Tasse landen? Oder rösten wir für einen Kunden, der Röstnoten liebt und den Geschmack von verbranntem Kaffee gewohnt ist, und den ein Kaffee mit einem Hauch zuviel an sensorisch wahrnehmbarer Säure verschreckt?

Bei den verbrannten und ver-rösteten Kaffees liegen wir unter 80 Punkten. Eine sensorische Bewertung von einem trainierten Panel mit einem Score-Sheet gestaltet sich schwierig. Auch Kaffees ab 80 Punkten bringen hier und da leichte Röstnoten mit. Solange sich in der Tasse Eigenheiten des Kaffees finden und die Röstnoten eine Begleiterscheinung sind, kann ein Panel diesen Kaffee auch sensorisch problemlos bewerten.

 

#2: Der Rohkaffee muss zum Röst-Stil passen
Doch knapp unter 80 Punkten kann es sich immer noch um einen guten Kaffee handeln. Was es dann zu beachten gibt, aus unserer Sicht, ist, dass ich für einen solchen Röst-Stil keinen teuren Specialty Rohkaffee einkaufen brauche. Wenn ich aus dem Rohkaffee einen Kaffee röste, dessen individuellen sensorischen Eigenschaften keine Rolle spielen, kann sich ein günstigerer Rohkaffee lohnen. Denn das Tassenprofil steht hier nicht im Vordergrund und daher kann dieses Vorgehen Geld im Einkauf sparen.

Den niedrigsten Wert, den die Jury vergeben hat, waren 72 Punkte in diesem Durchgang. Da war schon keine sensorische Bewertung mehr möglich.

 

#3: Die Alt-Note und der Erntekalender
Wie schmeckt sie, die Alt-Note? Wie gebackenes Brot, Popcorn, etwas Cereal und pappig – Das wären einige gute Anhaltspunkte. Die Alt-Noten in unserem Falle stammten alle aus dem Rohkaffee. Leider kostet das Punkte in der Bewertung. Denn es spiegelt nicht den original Charakter des Kaffees wieder, sondern seine alte Version davon, die durch diese Alt-Noten echt beeinträchtigt ist.

Das ist schade, denn der Kaffee kann ja eigentlich mehr! Im frischen Zustand des Rohkaffees, zumindest. Die Alte-Note führt zu schlechteren Bewertungen im Aroma und Flavour und auch im Nachgeschmack. Es ist schwer zu sagen, wie viele Punkte es einen Kaffee kostet. Denn es hängt auch von der Präsenz der Alt-Note auf dem Löffel ab. Zwischen 0,75 und 1,5 Punkten können es schnell werden. Das bedeutet, ein Kaffee bekommt 82,25 Punkte statt 83,75 Punkte und das kann schon einen Unterschied machen. Dicke kommt’s wenn es die Alt-Note ist, die den Sprung in die „Excellent“-Kategorie vereitelt.

Ein Blick in den Erntekalender ist ein erster Schritt, um auch zu überlegen, welchen Kaffee du beim Specialty Coffee Award einreichst.

Im Herbst bieten sich Kaffees aus diesen Ursprüngen an:
Äthiopien, Kenia, Costa Rica, El Salvador, Mexico, Guatemala, Panama, Nicaragua, Honduras, Kolumbien, Indien.
Die kann nur exemplarisch sein, denn es gibt noch viele weitere Ursprünge, die im Oktober bis April geerntet werden und dann als frische Ware in Europa von Mai bis August oder September eintreffen.

Daher gibt es beim Specialty Coffee Award auch die Verkostung im Frühjahr. Das ist zum Beispiel ideal für Kaffees aus: Brasilien, Peru, Tansania, DR Kongo, Ruanda, Indonesien.
Auch dieser Eindruck kann nur exemplarisch sein, denn es gibt noch viele weitere Ursprünge, die von April bis September geerntet werden und dann von Oktober bis März erntefrisch verfügbar in Europa sind.

 

#4: Wem muss der Kaffee eigentlich gefallen?
Der Jury oder deinen Kunden? Die Antwort ist nicht ganz einfach und für jeden etwas anders. Denn eine fachlich-sensorische Analyse kann schon mal von der Rückmeldung deiner Kunden abweichen. Selbst wenn eine Bewertung durch eine Jury oder ein Panel vielleicht nicht wie erwartet ausfällt, kann es sich immer noch um einen guten Kaffee handeln. Vor allem, wenn du Kunden hast, die ihn dir aus den Händen reißen. Denn das Panel bewertet nur die sensorische Qualität deines Kaffees, nicht dein Kaffee-Konzept oder deine Philosophie des Röstens.

Specialty Coffee Award

Auch der Rohkaffee muss zum Röst-Stil passen. Es lohnt sich, einen teuren und guten Specialty Rohkaffee einzukaufen, wenn der Charakter des Kaffees eine Rolle spielt. Und sich in der Röstung spiegelt.  

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